Krampfanfälle
Definition
Zerebraler Krampfanfall beruht auf einer anfallsartigen Störung des Gehirns durch plötzliche exzessive synchrone elektrische Entladung vieler Nervenzellen des zentralen Nervensystems.
Die chronische Neigung zu zerebralen Krampfanfällen nennt man Epilepsie (mind 2 Anfälle innerhalb 24h).
Man unterscheidet zwischen zwei Anfallsformen:
Fokaler Krampfanfall:
Betrifft bestimmten Teil des Körpers, Patient wach und ansprechbar. zb Jackson-Anfall (z.B. an einer Hand beginnen und sich auf den Arm ausbreiten)
Generalisierter Krampfanfall:
Gesamter Körper krampft, Patient nicht ansprechbar. Auch hier gibt es wieder verschiedene Formen:
Beispiel: Großer tonisch-klonischer Anfall (früher: Grand-mal-Anfall)
- Tonische Phase (10-30s):
- Muskulatur angespannt => Überstreckung der Gliedmaßen
- Atmung setzt aus
- Patient wird zyanotisch (meist nur einige Sekunden)
- Klonische Phase:
- Zuckungen der Gesichtsmuskulatur = > Ausbreitung auf ganzen Körper
- evt. Schaum vor dem Mund
- evt Zungenbiss
- evt Stuhl- und Harnentleerung
- Nach dem Anfall:
- Erschlaffen der Muskulatur
- evt. Nachschlafphase
- postiktaler Dämmerzustand
- Amnäsie für die Dauer des Anfalls
- evt Todd-Parese (Lähmung der Beteiligten Muskeln)
- evt Forellenphänomen (punktförmige Einblutung in den Augenliedern)
Ursachen
Ursachen haben eine breites Spekrum:
- genetisch = angeboren
- erworben: zb hypoxischer Hirnschaden bei Geburt, Hirnblutung, Hirnverletzung, Tumor, Durchblutungsstörung
- genuin = keine (bisher) fassbare Ursache
- strukturell/metabolisch: Folge von Erkrankungen, deren Therapie weitere Anfälle verhindert (zb durch hohes Fieber/Fieberkrämpfe) oder Eklampsie (während Schwangerschaft)
Auslöser:
- Alkohol- oder Medikamentenmissbrauch oder -entzug
- akustische u. visuelle Reize zb Stroboskop
- Stress
Symptome
- evt Ankündigung durch Prodomalsymptome (Aura): komische Gefühl, Magenbeschwerden, Übelkeit, Angst, abnorme Wahrnehmungen
- Muskelstarre (tonisch)
- Muskelzuckungen (klonisch)
- Atemstillstand und Zyanose
- Stuhl- & Harnentleerung, blutiger Schaum vorm Mund
- Nach Anfall: Bewusstseinsstörung, evtl. Unruhe, Erinnerungslücke während Anfall
Komplikationen
- Aspiration
- Verletzungen durch Sturz
- Verletzungen durch extreme Muskelkräfte (zb Schulterluxation)
Maßnahmen
Während dem Anfall:
- Anfall abklingen lassen
- Verletzungsschutz
- Kontrolle der Lebensfunktionen und lebensrettende Maßnahmen
Nach dem Anfall:
- Auf Verletzungen achten und entsprechend versorgen
- Bei Bewussstein Seitenlage, leicht erhöhter Oberkörper 30°
- allgemeine Maßnahmen
Status epilepticus
- Generalisierter Anfall länger als 5 Minuten
- oder Serie von Anfällen oder ein Anfall in Form von Absencen oder ein fokaler Anfall länger als 20 Minuten
- potenziell lebensbedrohlich => NOTARZT
Anamnese
- Ist Patient als Anfallspatient bekannt?
- Wie häufig hat er Anfälle, sind Ursachen bekannt?
- Patient deshalb in Behandlung und womit wird er behandelt?
- Hat Patient vorgeschriebene Medikamente genommen?
- Besondere Umstände die dem Anfall vorgegangen sind? (Alkohol, Streit, Fieber, Sonnenbestrahlung, Unfall-SHT….)
- Wie ist Anfall verlaufen? (Bewusstsein, Atmung, Kopfhaltung, Art und Lokalisation der Krämpfe, Anzahl, Zungenbiss….)
- Wie war Zustand des Patienten danach?
zu beachten
- interne mit Neuro im Hintergrund
- bei Verletzungen zuerst Unfall
- Reversfähigkeit checken